Pfeffenhausen/Berlin – Angesichts der dramatischen Gesundheitskrise in Indien, die aus einem massiven Anstieg der Corona-Fallzahlen resultiert und mit einem Mangel an Sauerstoff und medizinischen Gütern einhergeht, haben unsere Mitglieder in einer kurzfristig am Vortag einberufenen Mitgliederversammlung am heutigen Sonntag, 25. April 2021, die Errichtung eines Nothilfefonds zur Unterstützung von ad-hoc-Hilfsmaßnahmen unserer indischen Partnerorganisation Prayatna beschlossen.
Wie bereits in der ersten Welle will Prayatna in Kürze an hilfsbedürftige Menschen in Delhi und Bihar warme Mahlzeiten bzw. Essensrationen, bestehend aus 5 kg Reis, 5 kg Mehl, 1 kg Linsen, 250 g Tee, 1 Flasche Öl, 1 kg Zucker und Gewürzen, sowie Hygienekits mit einer Phenylflasche, Seifen, Handdesinfektionsmittel, Menstruationsbinden und Masken verteilen.
Weil viele Menschen trotz der vom Virus ausgehenden tödlichen Gefahr häufig lediglich einfach Stoffmasken tragen, haben wir uns entschlossen, 450.000 indische Rupien (INR) für die Verteilung von hochwirksamen FFP2-Masken (oder Masken mit einem ähnlich hohen Schutzstandard) bereitzustellen. Nach einer ersten Einschätzung dürften unsere Gelder ausreichen, um über 12.000 Masken zu beschaffen.
Die freiwilligen Helfer*innen sollen Menschen in prekären Wohn- und Arbeitsverhältnissen mit diesen Masken ausstatten und sie über einen sicheren Umgang und die Möglichkeiten einer hygienischen Wiederverwendung mündlich aufklären.
Weitere 100.000 indische Rupien soll Prayatna nach Rücksprache mit uns flexibel einsetzen können, um kurzfristig benötigte Hilfsgüter schnell und unbürokratisch einzukaufen und zu verteilen.
Insgesamt werden wir somit einen Betrag von – nach aktuellem Wechselkurs – gut 6.000 Euro an Soforthilfe bereitstellen.
Während die internationale Gemeinschaft, allen voran die Europäische Union (EU) und die Vereinigten Staaten von Amerika (USA), nun die dringend benötigte logistische Unterstützung für Indien verspricht, zeigt die Eskalation der Infektionslage und die nun voranschreitende Ausbreitung einer neuen, offenbar gefährlicheren Variante aus Indien heraus, dass die Pandemie erst dann erfolgreich bekämpft sein wird, wenn ausreichend Impfstoff für alle Länder weltweit zur Verfügung steht.
Daher fordern wir die westlichen Staaten auf, ihrer humanitären Verantwortung – nicht zuletzt aus purem Eigeninteresse an einer Eindämmung gefährlicher Mutationen – gerecht zu werden und weltweiten Zugang zu Impfstoff für Menschen ungeachtet ihrer Nationalität und ihres Wohnortes sicherzustellen. Dabei unterstützen wir eine entsprechende Europäische Bürgerinitiative.
Um dieses Ziel schnellstmöglich zu erreichen, schließen wir uns den Forderungen einer von Südafrika und Indien bei der Welthandelsorganisation (WTO) eingebrachten Initiative an, den Patentschutz für Impfstoffe und andere wichtige medizinische Güter zeitweise im öffentlichen Interesse aufzuheben (hier gibt es mehr Infos zu diesem Thema). Impfungen schützen Menschenleben, Patente schützen Profitinteressen der Großkonzerne. Deren Interessen kann mit Entschädigungszahlungen ausreichend Rechnung getragen werden, zumal für die Entwicklung sämtlicher Impfstoffe großzügige öffentliche Fördergelder gewährt wurden.
Starke und gut funktionierende öffentliche Systeme, internationale Solidarität und verantwortungsvoll handelnde Regierungen weltweit sind für eine erfolgreiche Bewältigung von Krisen historischen Ausmaßes unerlässlich. Das zeigt uns das tödliche Virus einmal mehr. In Indien sterben derweil ungeimpfte Menschen, weil es an Sauerstoff fehlt.
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