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Studie soll Mängel im System offenbaren

Patna/London/Pfeffenhausen - In Indien müssen oft die Lehrkräfte als Sündenböcke herhalten, wenn es in den Schulen nicht läuft. Auch wenn die Ursachen hierfür im Bildungssystem als Ganzem liegen. Die Mitarbeiter unserer Partnerorganisation Prayatna in Indien sprechen daher lieber mit den Lehrkräften als über sie. Denn wenn man ein komplexes Gebilde wie das indische Schulsystem verändern möchte, muss man zunächst sein Innenleben verstehen. Wie es den Leuten geht. Was sie tagein, tagaus erleben. Wo die Probleme liegen. Und was gut funktioniert.

Deshalb begibt sich der Manager des Bihar Education Policy Center, Rakesh Kumar Rajak, regelmäßig dahin zurück, woher er kommt: Ins ländliche Bihar. In die staatlichen Grundschulen dort.

Der Schlüssel für eine nachhaltige Verbesserung des Schulsystems liegt darin, mit den Leuten vor Ort zu sprechen und Probleme zu diskutieren. Bessere Schulen gibt es nur durch Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Gemeinsam. Nicht gegeneinander.

Nur strukturelle Veränderungen können langfristig bessere Zukunftschancen für alle Kinder schaffen. Nur eine Verbesserung des Systems stellt sicher, dass auch die staatlichen Grundschulen, die vor allem von den ärmeren Bevölkerungsschichten besucht werden, eine faire Chance für eine bessere Zukunft bieten.

In Artikeln auf verschiedenen Plattformen haben sich Rakesh Kumar Rajak und Martin Haus, Student der London School of Economics and Political Science (Development Studies) und 1. Vorsitzender von Nitya Bal Vikas Deutschland e. V., mit den Zuständen im indischen Bildungssektor auseinandergesetzt.

Sie zeigten in The Quint drei konkrete Reformvorschläge auf, die zu systematischen Verbesserungen führen könnten.

Unter anderem im India Development Review unterzogen sie ferner die vorherrschenden Analysen zum ASER-Report, einer Publikation der indischen NGO Pratham, die jährlich die Lernfortschritte flächendeckend erfasst, einer kritischen Würdigung.

Für das Online-Magazin The Wire entwickelten sie Vorschläge für den Haushalt des Bundesstaates Bihar für das Jahr 2019/20 und kritisierten vor allem die chronische Unterfinanzierung des Bildungssystems.

Damit die breite Bevölkerung sich dem Problem annähern kann, gibt es auch regelmäßig Veröffentlichungen auf Hindi wie etwa zur Wiedereinführung der Möglichkeit, Kinder in Grundschulen zur Wiederholung der Klassenstufe zu zwingen, was absehbar die Anzahl der Kinder erhöhen wird, die keinerlei Schulabschluss erhalten, weil sie daraufhin die Schule verlassen.


Ein Grundübel des staatlichen indischen Bildungssektors liegt in den schwerfälligen bürokratischen Strukturen. Gelder kommen oft nicht vor Ort an, Innovationen versickern im tiefen Sumpf der Verwaltungsbehörden. Um die Verwaltungsprozesse zu beschleunigen und zu verbessern, müssen zunächst die Abläufe verstanden werden.

Aus diesem Grund führen wir unter dem Dach des Bihar Education Policy Centers nun ein zweimonatiges Forschungsprojekt durch. Hierfür konnten wir neben Rakesh Kumar Rajak auch unseren früheren Projektmanager Dr. Vishwa Anand gewinnen. Die beiden werden sich intensiv damit auseinandersetzen, wie der Tagesablauf und die institutionellen Gegebenheiten in den zuständigen Behörden sind, indem sie Mitarbeiter und Beteiligte interviewen.



Zugegebenermaßen ein auf den ersten Blick eher trocken und zäh anmutendes Unterfangen. Wir gehen diesen beschwerlichen Weg aber trotzdem. Aus Überzeugung. Weil wir davon überzeugt sind, dass nur grundlegende Strukturen allen indischen Mädchen und Jungen langfristig eine Perspektive eröffnen. Und weil wir wissen, dass nur gute und kostenfreie staatlichen Bildung nachhaltig einen Weg aus der Armut ebnet. Wir wollen Chancengleichheit. Doch das erfordert die passenden Rahmenbedingungen. An die wagen wir uns heran.

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