Wie tiefgreifende Reformen im indischen Schulsystem Aufstiegschancen ermöglichen können
Das indische Schulsystem ist unterteilt in die Schulen der Reichen, der Mittelklasse und der Armen. Ein Großteil der Kinder des nordöstlichen Bundesstaats Bihar, gemeinhin als „Armenhaus“ Indiens bekannt, geht auf öffentliche Schulen. Doch dort findet kaum Unterricht statt. Marode Schulgebäude, eine träge Verwaltung und systematische Unterfinanzierung führen zu einem Schulsystem, bei dem viele Kinder auf der Strecke bleiben. Nicht zuletzt die Kinder der Dalits, die früher „Unberührbare“ genannt wurden und außerhalb des Kastensystems stehen.
Wie kann das geändert werden?
Mit dieser Frage beschäftigt sich ein von Nitya Bal Vikas Deutschland e. V. (NBV) organisierter Vortrag mit anschließender Diskussion im „Eine Welt Haus“ in München am Sonntag, 10.11.2019, ab 15 Uhr.
Der im niederbayrischen Pfeffenhausen ansässige Verein wurde 2015 von sieben damals Studierenden gegründet, die alle einen Freiwilligendienst in Indien absolviert haben.
Anstatt für viel Geld ein paralleles, von westlichen Spendern finanziertes System aus privaten Schulen zu errichten, von dem nur einige Kinder profitieren, setzt NBV im Sinne moderner Entwicklungszusammenarbeit darauf, an der Gesamtsituation etwas zu ändern.
Die Aufgabe ist enorm. Allein Bihar hat mehr Schulkinder als Deutschland. Doch es gibt Möglichkeiten, großflächige Verbesserungen herbeizuführen. Hierzu haben Prayatna und Nitya Bal Vikas Deutschland e. V. eine Denkfabrik ins Leben gerufen, das Education Policy Institute of Bihar. Ziel ist es, konkrete Reformvorschläge auszuarbeiten und vor Ort umzusetzen.
Rakesh K. Rajak, Projektmanager Instituts, ist zu Gast in Deutschland und wird aus erster Hand berichten, wo die Probleme liegen und wie sie systematisch angepackt werden können. Er stammt selbst aus einer Dalit-Familie und hat sich mit viel Ehrgeiz, Fleiß und der Unterstützung seiner Eltern, die selbst nicht lesen und schreiben können, durch das marode öffentliche Schulsystem bis hin zum Universitätsabschluss gekämpft. Jetzt arbeitet er daran, dass zukünftig mehr Kinder seinen Weg einschlagen können.
Klar ist für ihn wie für die Verantwortlichen beider Organisationen: Privatisierung von Bildung ist keine Lösung. Indien – und Bihar – braucht ein starkes, kostenloses, öffentliches Schulsystem. Der Vortrag und die anschließende Diskussion werden beleuchten, wie man diesem Ziel näher kommen kann.
Der Eintritt ist frei.
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