Lesen für die eigene Zukunft
- NBV

- vor 3 Tagen
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Pfeffenhausen/Patna – Allein oder in kleinen Gruppen sitzen Kinder vertieft in ein Kinderbuch mit spannenden Themen. Immer wieder entdecken sie neue, für sie unbekannte Thematiken und kommen so erstmals in Berührung mit ihnen fremden Welten. Das ist nicht selbstverständlich in Bihar, dem ärmsten Bundesstaat Indiens. Während die auch bei deutschen Urlaubern beliebten Bundesstaaten im Süden wie Kerala und Goa in ihrem Entwicklungsstand weiter sind als etwa Mexiko oder Thailand, sieht die Realität in Bihar anders aus und ist eher vergleichbar mit Myanmar oder Simbabwe. Westliche Touristen kommen nur selten nach Bihar, das mit mehr als 130 Millionen Einwohnern im Nordosten Indiens liegt und an Nepal grenzt. Wir sind dennoch hier aktiv und haben 2025 für über 20.000 Euro öffentliche Bibliotheken mit Kinder- und Jugendbüchern ausgestattet. „Wir haben uns bewusst für ein Engagement in Bihar entschieden, um dort insbesondere der ländlichen Bevölkerung den Zugang zu Bildung zu ermöglichen“, erklärt unser 1. Vorsitzender Martin Haus.

Im Dezember ist es in Bihar oftmals kühl und die Temperaturen sinken auf rund zehn Grad. „Tatsächlich bedeuten diese für uns eher milden Temperaturen im Winter für die Menschen vor Ort oft enorme Kälte, vor allem für die Kinder“, sagt unser 2. Vorsitzender Benjamin Scholz. Denn fast keines der Häuser hat in Bihar hat Heizungen. Insbesondere die ärmere Landbevölkerung wohnt oft in Häusern, die aus Stroh oder anderen dünnen, kältedurchlässigen Materialien gebaut wurden. Auch warmes Wasser gibt es nicht. Im Winter bedeutet das häufig klirrende Kälte, während in den Sommermonaten mit regelmäßig über 40 Grad kaum auszuhaltende Hitze vorherrscht. „Da ist es schwer, sich auf die Bildung zu konzentrieren“, erklärt Scholz.

Inmitten dieser Widrigkeiten hat die Regierung des Bundesstaats mit mehr als 130 Millionen Einwohnern mit einer neuen Initiative begonnen, Orte des Lernens und Entdeckens zu schaffen. In den ländlichen Teilen des Bundesstaats wurden mehrere Hundert sog. Community Library and Career Development Centres (CLCDCs) eingerichtet. Dabei handelt es sich um öffentlich geförderte Einrichtungen, die Bibliotheken und Anlaufstellen für Karriereinformationen bis in die entlegensten Teile des Bundesstaates bringen. „Die jungen Menschen wissen oft nicht, welche Möglichkeiten ihnen offen stehen, wie sie an Stipendien herankommen, oder was man bei Bewerbungen für die begehrten Jobs in der öffentlichen Verwaltung beachten muss,“ sagt unser früherer Projektmanager Rakesh Kumar Rajak, der bei Jeevika arbeitet, der Organisation hinter den CLCDCs. Rajak, der selbst aus ärmlichen Verhältnissen im ländlichen Bihar kommt und es bis an die Universität in Neu-Delhi geschafft hat, kam vor Jahren zurück in seinen Heimatbundesstaat. Dort hat er das Projekt maßgeblich vorangetrieben. „Wir kennen Rakesh seit vielen Jahren“, berichtet Haus. „Wir waren von seiner Idee sofort begeistert.“

2025 finanzierte NBV für insgesamt 21.500 Euro in knapp 240 der Zentren Kinderbuchsektionen. Das große Projektvolumen war dabei nur aufgrund zahlreicher Spenderinnen und Spender sowie der Unterstützung von Wohltätigkeitsorganisationen möglich, bei denen NBV sich um Förderung bewarb. Jedes Zentrum erhielt 100 qualitativ hochwertige Kinderbücher. „Die Bücher beziehen wir von der indischen Organisation Pratham Books, die damit keine Gewinne erwirtschaftet. Stattdessen steht im Vordergrund, progressive Kinderbücher zu produzieren, die sich an den Lebensrealitäten der Kinder orientieren“, erklärt Haus. Eines der Bücher behandelt beispielsweise Indiens erfolgreiche Marsmission, während ein anderes das Thema Gefühle kindgerecht aufbereitet. Ein anderes Buch wiederum begleitet einen im Rollstuhl sitzenden Jungen bei Abenteuern mit seiner Schwester. „Daneben gibt es Bücher, die den Klimawandel aufbereiten oder Geschlechterrollen hinterfragen“, ergänzt Scholz.


Besonders wichtig ist uns dabei die Nachhaltigkeit des Projekts. „Die Einrichtungen sind öffentlich gefördert und für ihren Betrieb nicht von Spendengeldern abhängig“, erklärt Haus. „Unser Verein, der 2025 das zehnte Jahr seines Bestehens feierte, war von Anfang an auf Projekte fokussiert, die es vermeiden, spendenfinanzierte Parallelstrukturen aufzubauen, die dann bei ausbleibenden Spenden plötzlich wegbrechen.“ Stattdessen konnte NBV durch seine Unterstützung dazu beitragen, dass die CLCDCs neben Lehrbüchern auch kindgerechten Lesestoff anbieten können. „Wer weiß, vielleicht sehen wir bei einer der nächsten Marsmissionen ja eines der Mädchen, die heute in den Bibliotheken darüber lesen“, so Scholz.
Um dieses und ähnliche Projekte zu finanzieren, sind wir auf Spenden angewiesen. Diese können auf unser Vereinskonto überwiesen werden:
Nitya Bal Vikas Deutschland e. V.
IBAN: DE89 7435 0000 0020 6445 82
BIC: BYLADEM1LAH
Sparkasse Landshut
Außerdem sind auch Spenden über betterplace möglich.








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