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Projektreise ebnet Weg für zukünftige Partnerschaften

Rund 10.000 Reisekilometer und sieben Bundesstaaten in drei Wochen und zwei Tagen – die Projektreise im September und Oktober führte unser Team in die verschiedensten Ecken des indischen Subkontinents. Auf der Agenda stand die Suche nach einem oder mehreren geeigneten und vertrauenswürdigen Partnern sowie die Bildung eines Netzwerks für die erfolgreiche Durchführung der Projekte.


Gerichtsurteil wartet weiterhin auf Durchsetzung

Die Projektreise nahm ihren Anfang in Neu-Delhi. Nach der Landung am Morgen traf unser Team bereits nachmittags Shakeel Abdul, einen Sozialarbeiter, der für verschiedene NGOs in Indiens Hauptstadt tätig ist. Er zeigte uns einen Slum, der von Wanderarbeitern aus anderen Bundesstaaten illegal besiedelt wird. Hier unterhält er mit einer Nichtregierungsorganisation (NGO) eine aus Privatmitteln finanzierte Schule. Vor allem die Kinder im Grundschulalter besuchen derzeit keine staatliche Schule. Zwar liegt eine solche innerhalb der gesetzlich festgeschriebenen Entfernung. Weil die Kinder aber einen gefährlichen Highway überqueren müssten, schicken viele Eltern ihre Töchter und Söhne nicht in die Schule. 2011 ist Abdul mit einer NGO vor den Delhi High Court gezogen. Der High Court erließ einen Beschluss, der den Staat in die Pflicht nimmt, einen kostenlosen Transport zur Schule für die Kinder aus den besagten Gebieten bereitzustellen. Bis heute ist dieses Gerichtsurteil nicht umgesetzt worden.

Gegenstand der Gespräche unseres Teams mit Abdul war hauptsächlich die Möglichkeit, erneut vor Gericht zu ziehen, um den nunmehr fünf Jahre alten Beschluss durchzusetzen.

„Wir haben angeboten, Herrn Abdul hierbei finanziell zu unterstützen. Falls er Interesse hat, würden wir zum Zwecke der Transparenz einen separaten Spendenpool anlegen, der ausschließlich dazu dienen würde, den Gerichtsprozess zu finanzieren“, erklärt Benjamin Scholz, 2. Vorsitzender. Eine abschließende Entscheidung hierüber ist jedoch nicht gefallen.


Grundsteinlegung im Rishi Valley


Bereits am nächsten Tag flog unser Team weiter ins südindische Chennai im Bundesstaat Tamil Nadu. Hier trafen Martin Haus, 1. Vorsitzender, und Benjamin Scholz, 2. Vorsitzender, den Universitätsprofessor Milind Brahme vom Madras Institute for Technology (MIT), um mit ihm die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Begleitung des Schulprojektes zu diskutieren.

Anschließend reisten sie weiter ins Rishi Valley im Bundesstaat Andhra Pradesh, wo sie am Rishi Valley Institute for Educational Resources (RiVER) während ihres fünftägigen Aufenthaltes hauptsächlich Gespräche mit Y. A. Padmanabha Rao (Leiter des Rural Education Centres), seiner Frau Rama Rao und Sandeep Menon (Leiter des Tablet-Projektes RiVER Tide) führten. Dabei schufen sie die Grundlage für eine erfolgreiche Einführung der speziellen, im Rishi Valley entwickelten MultiGradeMultiLevel-Methode in staatlichen Grundschulen. In den Diskussionen ging es vor allem um das Know-How sowie die finanziellen und technischen Rahmenbedingungen für ein solches Projekt. RiVER hat die Methode bereits erfolgreich in vielen indischen Bundesstaaten eingeführt, sodass die Projektverantwortlichen aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfen konnten.


Eine NGO mit Kontakt zur Basis

Mit dem nötigen Wissen im Gepäck flog unser Team dann weiter nach Patna, die Hauptstadt des nordöstlichen Bundesstaates Bihar. Bihar gilt oft als „Schmuddelkind“ Indiens, steht es doch in vielen Rankings, die soziale Standards messen, ganz unten.

In Bihar ist die indische NGO ADITHI seit 1987 aktiv. In der Vergangenheit führte ADITHI unzählige Projekte für Frauen und im Bildungssektor durch – mit Erfolg. In Gesprächen mit einem der Gründer der Organisation, Ganesh Prasad Singh, sowie weiteren Mitarbeitern der NGO und während eines Besuches verschiedener Projektstandorte in der Stadt Muzaffarpur konnten sich unsere Vorsitzenden ein Bild von der Arbeit der NGO machen. Außerdem schlug ADITHI vor, in Muzaffarpur und Umgebung das geplante Schulprojekt durchzuführen.

ADITHI vermittelte den Eindruck, eine NGO zu sein, die den Kontakt zur Basis, also zu den Menschen, mit denen sie arbeitet, nicht verloren zu haben. Bodenständig und mit einer klaren Vision vor Augen arbeiten G. P. Singh und sein Team motiviert und leidenschaftlich mit benachteiligten Bevölkerungsgruppen zusammen. Der Umgang untereinander und mit den betroffenen Menschen ist sehr wertschätzend. ADITHI bevormundet ihre „Klienten“ nicht, sondern versucht sie in ihren Rechten und der Wahrnehmung dieser Rechte zu stärken.

Genau diesen Ansatz verfolgt auch Nitya Bal Vikas Deutschland e. V.

Während eines Treffens mit Mitarbeitern aus bundesstaatlichen Schulbehörden loteten G. P. Singh, ADITHI-Mitarbeiter Pallav Kumar und unsere Vorsitzenden mit den Behördenmitarbeitern die Möglichkeit aus, in staatlichen Schulen zu intervenieren.

Um das Projekt mit dem Ziel, die staatliche Grundschulbildung nachhaltig zu verbessern, erfolgreich zu machen, soll in einer ersten Phase zunächst die betroffene Bevölkerung mithilfe von Workshops mobilisiert und auf ihre Bürgerrechte aufmerksam gemacht werden, bevor die Pädagogik in den Schulen reformiert wird.


Entwicklungshilfe nach dem Gießkannenprinzip


Weniger erfolgreich geriet der nächste Stopp unseres Teams in der Stadt Guntur im Bundesstaat Andhra Pradesh. Die christlich geprägte Organisation Bharath Abhyudaya Seva Samithi (BASS) um ihren Koordinator Joseph Anthony unterhält hier mehrere privat finanzierte Bildungszentren in Slums sowie ein Waisenheim. Die Mittel dafür erhält BASS von ausländischen Geldgebern. Nach Einschätzung unseres Teams mangelt es an einem klaren Konzept im Hinblick auf die Nachhaltigkeit. Herrn Anthony machte nicht den Eindruck, Ideen für eine Weiterentwicklung der Projekte und eine wirkliche Verbesserung der Lebensbedingungen in den Slums zu haben. Stattdessen wirkten die laufenden Projekte vielmehr wie konventionelle Hilfsprogramme, die weder die Betroffenen angemessen mit einbeziehen noch diese in ihrer Position stärken. Es entsteht vielmehr ein Abhängigkeitsverhältnis zu BASS und ausländischen Geldgebern, das auf Dauer alles ist – nur nicht nachhaltig. Darüber hinaus blieben die Verhältnisse und Strukturen innerhalb der NGO für uns auch während unseres Aufenthaltes in Guntur intransparent. Auch das auf Hochglanz polierte Waisenheim, in dem nur ein Bruchteil der Kinder wirkliche Waisen sind, hinterließ bei unserem 2. Vorsitzenden Benjamin Scholz bei seinem Besuch einen faden Beigeschmack: „Hier werden für viel Geld Symptome bekämpft und nicht die Ursachen für die Armut an sich.“

Gemeinschaftsschneiderei soll Einkommensquelle schaffen

Einen deutlich besseren Eindruck machte da die NGO Shrusthi Sewa Samiti in Udaipur (Rajasthan) am vorletzten Stopp der Projektreise, ehe es für unser Team ab Neu-Delhi wieder zurück nach Frankfurt ging. Nach Gesprächen im State Institute of Education Research and Training (SIERT), mit Bildungsminister Vasudev Devnani in Rajasthans Hauptstadt Jaipur sowie Besuchen in staatlichen Grundschulen nahmen die Verantwortlichen von Shrushti sowie unser Team Abstand von der Idee, das Schulprojekt in Rajasthan anzustreben.

Stattdessen fanden vielversprechende Gespräche über den Aufbau eines Näh- und Schneiderprojektes für Frauen aus dem Distrikt Kumbhalgarh statt. Bei sehr guten, weil auf Augenhöhe mit der Dorfgemeinschaft geführten Gesprächen machten die Frauen und Männer deutlich, dass eine ihrer größten Sorgen fehlende, stabile Einkommensquellen sind. „Eine Gemeinschaftsschneiderei würde helfen, den Familien regelmäßige Einnahmen zu garantieren“, resümiert Martin Haus die Gespräche mit der Dorfgemeinschaft. Shrushti Sewa Samiti machte zudem den Vorschlag, das Schneiderprojekt um eine Spezialausbildung für die Herstellung von Monatsbinden zu erweitern. Im Vorfeld sei allerdings ein Training der Frauen nötig, weil diese bislang über keine Ausbildung als Schneiderinnen verfügten.


„Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen unserer Reise“, bilanzierte Martin Haus, 1. Vorsitzender, nach der Rückkehr in Frankfurt. „Zurzeit arbeiten wir in enger Abstimmung mit den Partnern vor Ort unter Hochdruck an finalen Projektplänen.“

Hinweis: Sobald wir fertige Projektpläne vorzuweisen haben, werden wir die Informationen auf unserer Website auch anpassen. Wir bitten noch um etwas Geduld.

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